Holzarten im Schlagzeugbau

Zum folgenden Artikel gibt es eine kleine Vorgeschichte:
Ich wurde von Herrn Heyd, dem Schriftleiter der INTERNATIONALEN INSTRUMENTENBAU ZEITSCHRIFT, gebeten den ursprünglichen Artikel zu überarbeiten und zu erweitern, da er diesen gern in dieser Zeitschrift veröffentlichen würde, wozu ich gerne bereit war. Ich hatte schon früher zwei Artikel für diese Zeitschrift verfasst. Sie wendet sich überwiegend an den Handel, Hochschulen und Musikschulen.
Der folgende Artikel wurde dann aber ohne Begründung nicht veröffentlicht. Ich kritisiere hier Hersteller und Handel, was wohl nicht in das Konzept einer Zeitschrift passt, die von Anzeigen eben dieser lebt.

Hier nun die erweiterte Version:

Holzarten im Schlagzeugbau oder wie man schon mit dem Kauf den Sound beeinflussen kann.

Man kann sich vorstellen, dass das Holz eines schnell wachsenden Baumes billiger ist als das eines langsam wachsenden. Zweitens sind schnell wachsende Holzarten zum Teil extrem weich, da die Zellstruktur sehr grobporig ist. Solche Hölzer lassen sich dadurch jedoch sehr leicht bearbeiten und verlängern die Standzeiten der Werkzeuge.
Für die großen Hersteller von Drumsets, aber auch Billiganbieter aus Fernost, sind solche Überlegungen von entscheidender Bedeutung, stehen sie doch untereinander unter erheblichem Preisdruck.
Häufig verwendet werden weiche (billige) Hölzer, z.B. Linde (Basswood) und Pappel von Markenherstellern im unteren bis mittleren Preissegment. Solche Hölzer müssen nicht schlecht klingen, haben aber ein Problem mit der Widerstandsfähigkeit gegen Beulen und Kratzer, Formstabilität und der Oberflächenoptik. Vom Sound sind sie eher als bassig, weich, ohne viel Präsenz zu beschreiben. Es gibt Musikstile wo genau dieser Sound gefragt ist, aber leider sind meistens auch die Beschlagteile in diesem Preissegment entsprechend minderwertig, so dass die Freude nicht lange anhält.
Da Trommeln aus mehreren Furnierschichten bestehen, das sind Holzblätter zwischen 0,3 und 0,8 cm, die kreuzweise miteinander verleimt werden, lassen sich auch mehrere Holzarten miteinander kombinieren.
So wird häufig im mittleren Preissegment als äußere Lage ein hochwertigeres Holz verwendet als in den Mittelschichten. So lässt sich eine hochwertige Optik erzielen ohne die Kosten aus den Augen zu verlieren.
Bei hochwertigen Drumsets ist die Kombination verschiedener Holzarten eher die Ausnahme, hier werden vorzugsweise z.B. Ahorn (Maple) und Birke sowie diverse exotische Edelhölzer eingesetzt. Ahorn bietet einen sehr guten Allroundsound mit einem großen Frequenzumfang und etwas mehr Bässen. Birke bietet nicht ganz so viel Tiefen, ist dafür etwas offener und präsenter im Sound.
In eine Nische wollte Yamaha mit seiner Oak-Custom Serie stoßen:
Eiche klingt sehr wuchtig in den Bässen. Wieder neu im Programm von Sonor sind Trommelkessel in der SQ2- und Ascent-Serie aus einheimischer Buche.
Buche hat einen fast linearen Frequenzgang.
Die Tama Star-Classic-Serie gibt es in u.a. auch in Bubinga mit viel Bässen oder einer Bubinga-Birke Mischung (Performer) mit viel Bass und präsenten Höhen.
Wer gegen die wilde und teils illegale Abholzung unserer Regenwälder ist, sollte auf Edelhölzer z.B. Bubinga verzichten, da kein Hersteller zertifiziertes Holz verwendet. Sprechen sie dies im Handel ruhig an. Nur bei entsprechender Nachfrage werden sich die Hersteller um dieses Thema bemühen.
Was für Gartenmöbel und Holzterrassenböden gilt, sollte auch im Trommelbau, bzw. im gesamten Musikinstrumentenbau selbstverständlich sein.

P.S. Bei einer Werksbesichtigung beim Klavier- und Flügelhersteller Steinway in Hamburg wurde die Führung unserer Gruppe durch das Holzlager bei der Frage nach der Herkunft und Zertifizierung des verwendeten Bubinga-Holzes abrupt abgebrochen. Darüber könne man keine Auskunft geben. Bubinga wird bei Steinway für die Flügelzargen im Wechsel mit Ahorn als Ersatz für Mahagoni eingesetzt, denn Mahagoni gibt es nicht mehr.