Der vielgehegte Wunsch Berufsmusiker zu werden sollte gut durchdacht werden. Nur sehr, sehr wenige Musiker können sich einen, mit anderen Berufen vergleichbaren Lebensstandard leisten. Man sollte deshalb den gutgemeinten Rat „Lern erstmal etwas Richtiges“ nicht gleich in den Wind schlagen
Andererseits ist der Schritt zum Musiker, erst einmal als Nebenerwerb, manchmal schneller beschritten als gedacht.
Als Beispiel sei die Schülerband genannt, die für einen Auftritt in der Fußgängerzone € 300.- von den Geschäftsleuten erhält.
Genaugenommen hat die Band in diesem Moment eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) gegründet und deren Einkünfte sind steuerpflichtig. Im Normalfall wird jemand aus der Band eine Quittung unterschreiben müssen und damit gibt es einen Beleg, der früher oder später dem Finanzamt vorliegt. Es ist also dringend anzuraten diese Einkünfte in der jährlichen Steuererklärung als „Einkünfte aus selbstständiger Arbeit“ mit anzugeben. Keine Angst: Überschreiten diese Einkünfte nicht eine gewisse Summe, wirken sie sich auch nicht steuerlich aus. Verdient man richtig Geld mit seiner Musik kann man auch Steuern zahlen.
Überschreitet das Einkommen als Musiker das Einkommen aus einer „Nichtselbstständigen Arbeit“ ist zu überlegen, ob man der Künstlersozialkasse beitritt. Die Beiträge sind wesentlich niedriger als in der normalen Renten – und Krankenversicherung, da sie staatlich bezuschusst werden, außerdem zahlen auch Auftraggeber von „Kunst“ in den Pott.
Außerdem wichtig: Eine Unfall – bzw. Berufsunfähigkeitsversicherung. Diese gibt es auch speziell für Musiker. Denkt daran, dass ein Schlagzeuger ohne Beine nur noch schwerlich seinen Lebensunterhalt verdienen kann, während man als Bürokaufmann diesen Job auch ohne Beine ausüben kann. Das klingt jetzt vielleicht etwas drastisch, ist aber nicht von der Hand zu weisen.
Die meisten Musiker ergänzen Ihr Einkommen durch Lehrtätigkeit, entweder als Privatlehrer oder als Teilzeitkraft an einer Musikschule. Chancen hat aber nur derjenige, der auch entsprechende Notenkenntnisse mitbringt und gut mit kleinen Kindern auskommt (also nicht gleich Nerven zeigt). Ein Abschluss an einer Hochschule ist nur selten erforderlich, hat jedoch enorme Vorteile. Dazu später mehr.
Eine Teilzeitbeschäftigung an einer Musikschule ist schon deshalb zu bevorzugen, weil man evtl. sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, man hat also schon einmal die Kranken – und Rentenversicherung im Kasten. Leider gehen immer mehr Musikschulen dazu über nur noch freie Mitarbeiter per Vertrag zu beschäftigen. Ihr schreibt also z.B. monatlich eine Rechnung. Die relativ großzügige Entlohnung einer Zeitstunde relativiert sich aber schnell, wenn man sich um die Kranken – und Rentenversicherung nun selbst kümmern muß.
Außerdem gibt´s in den Schulferien, die auch für Musikschulen gelten, keinen Unterricht: Also auch kein Geld.
Dazu ein kleines Update am 20.04.2016: Ich selbst war 13 Jahre als Honorarkraft bei der KMS Nordfriesland beschäftigt. Im November letzten Jahres habe ich meinen Honorarvertrag dort gekündigt, da es in all diesen Jahren nicht eine einzige Honorarerhöhung gegeben hat. Die Kaufkraft meines Honorars hat sich also praktisch halbiert. Ich unterrichte seitdem nur noch privat. Unter „Unterricht“ könnt ihr einen Einblick in das Geschäftsmodell gewinnen, gerne geben ich auch Tipps.
Man sollte/kann also mehrgleisig fahren:
- Auftritte
- evtl. Studiojobs
- Lehrtätigkeit
- an einer Musikschule
- Privatunterricht
Neben der Hauptfrage, wo kommt als Musiker die Kohle her, sollte man auch nicht vergessen, dass man auch Unternehmer ist, denn auch als freischaffender Musiker ist man so etwas wie eine Firma:
Eröffnet für alle Einnahmen und Ausgaben die dieses „Geschäft“ betreffen ein extra Bankkonto. Heftet die Kontoauszüge vernünftig ab, sammelt Belege. Letztlich erstellt eine aussagekräftige Gewinn/Verlustrechnung. Lasst Euch beraten.
Auch sollte man daran denken, dass nur die Wenigsten eine feste Anstellung an einem bestimmten Ort bekommen. Man wird also wahrscheinlich viel unterwegs sein, was mit der Zeit ziemlich nervig sein kann. Wer es mag …
Studium: Für ein Hochschulstudium wird Abitur benötigt. Außerdem wird ein 2. Instrument verlangt, als Schlagzeuger ist z.B. Klavier eine gute Wahl, da man später auch mit Mallet-Instrumenten, wie Vibraphon oder Marimba etwas anfangen kann. Es ist also wichtig sich schon vor dem Abitur mit dem Zweitinstrument zu beschäftigen. Der Abiturschnitt ist eher nebensächlich, jedoch gibt es eine Aufnahmeprüfung in der beide Instrumente dargeboten werden müssen sowie Prüfungen in Musiktheorie und Gehör. Es gibt Studiengänge, die sich mit Popularmusik (Rock, Pop, Jazz) beschäftigen sowie das klassische Schlagzeugstudium, in dem man auch auf Orchestermusik vorbereitet wird, also das übliche Instrumentarium wie z.B. Pauken.
Das Studium hat, meiner Meinung nach, zwei entscheidende Vorteile:
1. Ihr habt den ganzen Tag Zeit euch mit eurem Instrument zu beschäftigen. Was will man mehr.
2. An einer Uni laufen noch hunderte weitere Studenten herum, die die gleichen Intentionen verfolgen wie ihr. Man kann also sehr gut Kontakte knüpfen und in diversen Bands spielen. Selbst wenn sich daraus nichts festes entwickeln sollte, wird man doch auch nach dem Studium, Können vorausgesetzt, gerne mal angerufen und zu Projekten eingeladen. Oder man hat selbst etwas vor und weiß genau wen man anrufen kann, wenn man einen Pianisten oder Bassisten braucht. Also, die Studienzeit sollte unbedingt genutzt werden, ein Netzwerk aufzubauen. Das geht natürlich nicht wenn man mimosig in der Bude hockt.
Ich hoffe Ihr überlegt es Euch jetzt nochmal genau, ob Ihr das wirklich alles wollt …… warum eigentlich nicht, Andere können es auch.