Ein super gestimmtes Schrottschlagzeug klingt besser, als das teuerste Schlagzeug der Welt, das niemand mit etwas Ahnung unter der Fuchtel hatte. Deshalb an dieser Stelle mal wieder die anscheinend auch bei vielen langjährigen Drummern noch nicht durchgedrungenen Tipps zum Stimmen der Trommeln.
1. Alte Felle sind ausgelutscht, müde und vielleicht schon verzogen oder das neue (günstige) Drumset soll ordentlich aufgewertet werden. Deshalb an dieser Stelle Werbung für die Hersteller hochwertiger Trommelfelle, als da sind:
Remo und Evans. Also Felle kaufen.
2. Alte Felle entfernen, Spannringe sorgfältig reinigen, Spannschrauben mit altem Lappen säubern. Bei dieser Gelegenheit die Metallunterlegringe gegen ebensolche aus Kunststoff austauschen, was die Stimmstabilität deutlich erhöht.
3. Neues Schlagfell auflegen, Spannring rüber, Spannschrauben mit etwas Kugellagerfett am Gewinde einfetten, durch die Spannringlöcher durchführen und nach dem Muster 12 Uhr —> 6 Uhr, 9 Uhr —> 3 Uhr u.s.w. überkreuz soweit reindrehen, bis es mit den Fingern nicht mehr weitergeht. Die Finger wirken hier wie eine Art Drehmomentschlüssel, so ist eine gleichmäßge Spannung gewährleistet. Stimmschlüssel nehmen und nach dem gleichen Muster mit jeweils einer halben Umdrehung soweit andrehen, bis das Fell faltenfrei ist und schon einen gewissen Ton hat. Jetzt vielleicht noch eine viertel Umdrehung fester anziehen.
4. Jetzt mit der sauberen, flachen Hand (Handballen) in der Mitte des Felles mit ganzem Körpergewicht draufdrücken. Dazu legt man die Trommel am besten auf den Fußboden. Ist sowieso der beste Arbeitsplatz. Jetzt knirscht und knackt es, dass man meint man würde das Fell zum Reißen bringen. Danach wird die Trommel angeschlagen und ihr merkt, dass sie ein ganzes Stück tiefer im Ton geworden ist. Also wieder den Stimmschlüssel gezückt und ran an die Schrauben wie vorher. Weiteres Knacken und Ächzen soll euch dabei nicht aus der Ruhe bringen lassen.
5. Das man aus einer großen Trommel einen tiefen Ton und aus einer kleinen Trommel einen hohen Ton bekommt, dürfte klar sein. Nicht so klar ist es vielleicht, dass jede Trommel eine gewisse Eigenresonanz hat ! Diese gilt es nun zu finden. Nur wenn diese Eigenresonanz gefunden wird klingt die Trommel satt im Ton. Also langsam rantasten, mit viertel Umdrehungen und nach jeder Schraube Trommel vom Boden nehmen und mit dem Stock anschlagen. Irgendwann kommt der Augenblick, wo Ihr sagt: Wow, Booooh ey.
6. Die Vorgehensweise für die Resonanzfelle ist die gleiche, wie oben beschrieben. Was die Sache vielleicht kompliziert: Ihr müßt zunächst den gleichen Ton treffen wie beim Schlagfell. Auf keinen Fall die Reihenfolge der Spannschrauben durcheinanderkriegen, sonst gibt´s keinen Ton sondern nur Boing.
Ihr habt nun die optimale Resonanz und eigentlich den optimalen Ton, wenn da nicht noch ein paar Fallstricke wären. Der Ton kann tatsächlich zu lang sein ;-( Lösung: Das Resofell etwas höher stimmen, vielleicht eine viertel Umdrehung. Ihr möchtet einen satten Ton, der beim Ausklingen leicht abfällt (klingt fett). Lösung: Könnt ihr euch schon denken 😉
Ein sorfältig gestimmtes Schlagzeug benötigt keine Dämpfung, ihr könnt alles über die Stimmung regeln.
7. Ausnahmen machen die Snare und die Basstrommel.
Basstrommel: Es kann sein, dass der beste Sound schon kommt, bevor die Falten weg sind. Macht nix. Dämpfung: Das Schlagfell sollte nicht zu stark gedämpft werden. Basstrommel richtig aufstellen und von innen ein weiches, mehrfach gefaltetes Handtuch mit Klebeband (Gaffa-Tape) am Kesselboden befestigen, sodass das Handtuch etwas und locker gegen das Schlagfell kommt. Die Trommel darf ruhig etwas nachwummern (Übrigens gibt es auch vorgedämpfte Felle für die Basstrommel). Resofell drauf, dieses entweder überhaupt nicht bedämpfen oder von innen Tempos draufkleben. Wenn ihr ein Loch reinhaben wollt, laßt das besser den Händler machen. Mit Loch klingt die Bassdrum etwas härter und braucht unter Umständen noch weniger Dämpfung. Es gibt auch Reso-Felle mit eingearbeitetem Loch.
Snaredrum: Erstmal stimmen wie die anderen Trommeln. Umso höher, umso leichter lassen sich schnelle Wirbel spielen. Wichtig für den guten Snaresound ist die Ansprache des Snareteppichs. Da der eigentliche Ton der Snare ziemlich vom Teppichsound überdeckt wird, brauchen wir hier nicht umbedingt den gleichen Ton beim Schlag-und Resofell, sondern kümmern uns um eine gute Teppichansprache, sodass auch leise Schläge nicht tot klingen. Dazu ist es durchaus erlaubt auf der Teppichseite die Spannschrauben links und rechts neben dem Teppich wieder etwas zu lösen. Der Teppich liegt dann besser an und ist sensibler in der Ansprache. Außerdem ist wichtig den Teppich nicht zu fest zu ziehen. Das wäre als wolltet ihr singen und jemand hielte euch die Gurgel zu. Also etwas mitrascheln darf die Snare. Das geht nachher im Gesamtsound des Drumsets unter. Sollten unangenehme Obertöne den Sound vermiesen, ansonsten klingt das Ding aber gut, kann man mit einem alten Fell nachhelfen, das die gleiche Größe wie die Snare haben sollte. Man schneidet mit einem scharfen Teppichmesser einen etwa 2 cm breiten Ring, den man dann einfach auf die Snare legt und mit kleinen Klebebandstücken an 2, 3 Stellen fixiert. Noch schneller geht´s mit einem kleinen Stück Tempo, das man an der Kante auf das Fell klebt. Noch ein Tipp: Der Snareständer kann die Snare so richtig abwürgen. Also nur ungefähr den Durchmesser einstellen und dann die Snare nur drauflegen. Die drei Klauen nicht mehr weiter anziehen. So kann der Kessel frei schwingen.
Es gibt manchmal noch ein Phänonen bei Stand-Tomtoms: Sobald die auf ihren Beinen stehen ist der Ton weg. Wir müssen also die Trommel vom Boden entkoppeln, damit auch hier der Kessel frei schwingen kann. Zwei Möglichkeiten: Andere Gummipuffer unter die Beine oder Schaumstoff drunterlegen: Wirkt manchmal Wunder.
Ansonsten gilt: Rumprobieren. Hier oder da eine viertel Umdrehung mit dem Stimmschlüssel und es klingt.
Viel Spaß